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Rorty, Richard

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Lebenslauf

Geboren: 4. Oktober 1931 in New York
Gestorben: 8. Juni 2007 in Palo Alto/Kalifornien

Richard Rorty wurde in einem linkspolitisch engagierten Elternhaus geboren und wuchs mit Diskussionen über Gewerkschaftskämpfe, kommunistische Parteipolitik, Stalin und Trotzki auf. Bereits als 15-Jähriger studierte er Philosophie in Chicago. Von 1952 – 1956 studierte er an der weltberühmten Yale University in New Haven, wo er auch promovierte. Er lehrte u. a. Analytische Philosophie an der Princeton University, Altphilologie an der University of Virginia und bis zu seinem Tod Vergleichende Literaturwissenschaften an der Stanford University.


Bedeutung

Richard Rorty ist ein bedeutender Vertreter des Pragmatismus sowie des politischen Liberalismus. Er ist einer der meist gelesenen und kontroversesten Philosophen der Gegenwart. Er überraschte immer wieder mit großer Kreativität, unkonventionellen Fragestellungen und neuen Perspektiven, die er in die akademische Philosophie einbrachte.


Lehre und Gedanken

Rorty stand in der großen amerikanischen Tradition der Analytischen Philosophie, löste sich aber schon bald von ihr und kritisierte v. a. ihre erkenntnistheoretischen und sprachphilosophischen Ansätze.

Rortys 1979 erstmals erschienenes Hauptwerk „Der Spiegel der Natur“ gleicht einem Rundumschlag gegen die gesamte neuzeitliche Philosophie, die als Erkenntnisphilosophie daherkommt und mit Immanuel Kant ihren Höhepunkt fand. Eine eigene bessere Philosophie setzt Rorty allerdings nicht dagegen. Er beschränkt sich darauf, Denkfehler und falsche Voraussetzungen aufzuzeigen. So weist er u. a. darauf hin, dass die Erkenntnistheorie auf reiner Illusion beruht: der Illusion nämlich, dass man einen universalen selbstdurchsichtigen Standpunkt einnehmen könnte. Diesen kann man aber nach Rorty gar nicht einnehmen. Darauf hatte auch schon Friedrich Nietzsche hingewiesen, der Wahrheit als ein „bewegliches Heer von Metaphern“ und Erkenntnis als Teil eines Sprachspiels entlarvte.

„Da Wahrheit eine Eigenschaft von Sätzen ist, da die Existenz von Sätzen abhängig von Vokabularen ist, und da Vokabulare von Menschen gemacht werden, gilt dasselbe für Wahrheiten.“ (Richard Rorty: Kontingenz, Ironie und Solidarität)

Folgerichtig wandte Rorty sich auch gegen einen Wahrheitsbegriff, der Wahrheit als Übereinstimmung mit der Wirklichkeit fasst (= Korrespondenztheorie der Wahrheit). Wahrheit ist für Rorty vielmehr „kulturrelativ“ und meint „nur“ die Qualifizierung von Überzeugungen als „gerechtfertigt“ oder „begründet“. Dabei sind Zweckdienlichkeit und Problemlösungspotential die Kriterien der Rechtfertigung. Statt für ein Streben nach objektiver Wahrheit, plädierte Rorty für eine Anknüpfung an hermeneutische Traditionen in der Philosophie. Die Hermeneutik stellt nicht das Erkennen, sondern das Interpretieren und Verstehen menschlicher, kommunikativer Praxis in den Vordergrund.


Hauptwerke von Richard Rorty

„Der Spiegel der Natur: eine Kritik der Philosophie“ (1979)
Richard Rorty: Der Spiegel der Natur: eine Kritik der Philosophie. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2008.

„Kontingenz, Ironie und Solidarität“ (1989)
Richard Rorty: Kontingenz, Ironie und Solidarität. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2009.


Über Richard Rorty

Thomas Schäfer: Hinter den Spiegeln. Beiträge zur Philosophie Richard Rortys mit Erwiderungen von Richard Rorty. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2001.

Walter Reese-Schäfer: Richard Rorty zur Einführung. Hamburg: Junius 2006.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

Philosophen und Denker
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